David vs. Goliath – XXXLutz kauft Schweizer Möbelbranche auf

David vs. Goliath – XXXLutz kauft Schweizer Möbelbranche auf

Ein Blick auf die Möbelbranche in der Schweiz zeigt, dass diese gewaltig unter Druck steht. In den vergangenen Jahren mussten verschiedene Traditionsunternehmen massiv umstrukturieren oder waren gezwungen ihre Produktion einzustellen.

XXXLutz übernimmt Möbel Pfister

In 2020 begann der österreichische Möbelriese XXXLutz damit, den Schweizer Markt „umzukrempeln“. Im Oktober 2020 wurde bekannt, dass die XXXLutz-Gruppe Möbel Pfister übernommen hat. Die bisher in der Schweiz führende Einrichtungsgruppe F.G. Pfister Holding AG mit Sitz in Suhr hat ihr gesamtes Unternehmen an XXXLutz verkauft, wobei dieser strategische Schritt dazu führt, dass die Pfister Gruppe gestärkt wird, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig und erfolgreich zu bleiben, wie das Unternehmen nach der Übernahme mitteilte. Zudem würden die bekannten Markennamen beibehalten.

Zudem erklärte der Verwaltungspräsident und Delegierte der F.G. Pfister Holding AG Rudolf Obrecht, dass man mit dem Verkauf die bestmögliche Option für die einzelnen Unternehmen der Holding sowie die Mitarbeiter sicherstellen wolle. Vonseiten der XXXLutz-Gruppe hieß es nach der Übernahme, dass sich am Auftritt der zugekauften Marken vorerst nichts ändern werde.

Übernahme der Interio-Filialen

Direkt einen Monat nach der Übernahme von Pfister wechselte ein Teil der Interio-Filialen den Besitzer. Bereits im Juni 2019 entschied die Migros-Gruppe, dazu, in sein strategisches Kernkonzept sowie den online Handel zu investieren. In Folge dessen fiel die Entscheidung, sich von den Interio-Filialen zu trennen.

Die Interio-Gruppe erklärte, dass man mit 11 Filialen eine kritische Größe erreicht habe und unter dem verschärften Wettbewerbsumfeld leiden würde, da seit Jahren sinkende Umsatzzahlen verzeichnet würden. Sechs Interio-Standorte wurden sechs an die österreichische XXXLutz-Gruppe übergeben, die unter der etablierten Marke «mömax» weiter am Markt tätig sein werden. Anders verhält es sich mit den übrigen fünf Standorten, wo Migros mögliche Nachmieter sucht oder nach einer Lösung. Möbelhäuser unter dem Namen Interio wird es allerdings nicht mehr geben.

XXXLutz übt Druck auf die Schweizer Möbelbranche aus

XXXLutz expandiert schnell und ist inzwischen in 13 europäischen Ländern vertreten. Neben Pfister und den Interio-Standorten übernahm der Möbelriese gemeinsam mit einem Finanzinvestor aus den USA die 162 französischen Conforama-Filialen – darunter befindet sich allerdings nicht Conforama Schweiz. Die deutsche Möbelkette poco mit ihren 125 Filialen gehören seit 2018 zu XXXLutz. In dieser Hinsicht sind Übernehmen wie der Pfister-Deal ein kleiner Fisch.

Mit einem Plus von 700 Millionen Euro in 2019 spiegelt sich die Expansion im Umsatz wieder und dies betrifft lediglich die eigenen Häuser.

Conforama Schweiz bleibt in Schweizer Händen

Inhaber von Conforama Schweiz war seit 2011 die südafrikanische Gruppe Steinhoff international. Diese verkaufte das Unternehmen im vergangenen Jahr an eine Schweizer Investorengruppe, womit Conforama Schweiz seine Präsenz in der Schweiz im Einrichtungs- und Elektronikmarkt noch verstärken kann.

Der Chef Von Conforama Schweiz, Patrice Dupasquier, erklärte in einem Interview, dass die Transaktion eventuell überraschend komme. Aber dies sei ein Schritt zurück zu den Wurzeln. Von den Investoren würden die 44 Jahre erfolgreiche Geschäftstätigkeit in der Schweiz honoriert und zudem würde diese Transaktion eine einmalige Gelegenheit darstellen, die Unabhängigkeit wiederzuerlangen.

Laut Medienberichten soll es sich bei dem neuen Eigentümer um den Unternehmer Dan Mamane handeln, der bereits an verschiedenen Gesellschaften aus der Elektronikbranche beteiligt ist.

Conforama sieht Corona als Chance

Für Conforama ist der Verkauf ein Glücksfall, denn man war stets selbstständig und wird es wieder sein. Kurzum Conforama Schweiz ist zu 100 Prozent schweizerisch. Mussten zuvor die Gewinne ins Ausland geschickt werden, so kann nun im eigenen Land investiert werden und das Geld für Investitionen ist durchaus vorhanden. Denn am Umsatz gemessen ist der Bruttogewinn zweistellig. In 2019/2020 wurde ein Umsatz von rund 450 Schweizer Franken erwirtschaftet. In etwas ist dieser Betrag gleich wie das Geschäftsjahr zuvor, auch wenn im Frühjahr einige Läden geschlossen werden mussten. Dupasquier erklärte, dass das Unternehmen in zehn Monaten so viel verdient habe wie in 12. Der Marktanteil in der Schweiz beträgt 14 Prozent.

Das ein solcher Umsatzsprung möglich war, das ist vor allem den Onlineshops zu verdanken. Denn diese waren auch im März und April offen und trugen zum gesamten Geschäftsjahr einen Umsatz von 10 Prozent bei und das war doppelt so viel wie vorher.

Genau an diesen Erfolg will Dupasquier anknüpfen und wird den Schwerpunkt der Möbeldiscounter auf das online Geschäft legen. Online ist wichtiger, heißt es von Dupasquier, wobei 90 Prozent Umsatz noch immer offline erzielt werden. Auch dort wird laut dem Chef von Conforama Schweiz weiter massiv investiert.

Conforama Schweiz will weiter wachsen

Der CEO sieht vor allem noch in der Deutschschweiz weiße Flecken auf der Karte, wie bspw. im Raum Thun-Bern. Dort stehen zwei große Ladeneröffnungen an und im Anschluss werden weitere Konzepte überprüft. Aber auch kleinere Standorte sind möglich, die eine Quadratmeterfläche von 3000 anstatt von 4500 haben, durch die das Netz erweitert werden soll. Darüber hinaus soll der Lieferdienst verbessert werden und auch beim Reparaturservice will man zulegen. Selbst Second-Hand-Möbel könnten ins Sortiment passen.

Fazit ist, dass Conforama expandieren will. Allerdings hat dies auch die Konkurrenz vor und die Liste wird länger, mit Ikea, Lipo, LIvique (Coop), Micasa (Migros) und dem Riesen XXXLutz aus Österreich mit Mömax, Möbel Pfister, Möbel Hubacher. Genau hier ist in den letzten Jahren ein neuer starker Anbieter entstanden. Somit wird es einen Verdrängungskampf geben, davon ist der Conforama-CEO überzeugt.

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